Hobby Horsing Wettbewerbe sind seit dem 01.01.2024 fester Bestandteil der neuen Wettbewerbsordnung (WBO) der deutschen reiterlichen Vereinigung (FN). Dieses Thema sorgte in den letzten Wochen für viel Furore in der deutschen und luxemburgischen Reiterwelt. Viele Reiter sind empört über diese offizielle Integration in den Reitsport. Ich habe mich für euch mit diesem Thema auseinandergesetzt. Stellt das Hobby Horsing eine Bereicherung für den Reitsport dar oder sorgt es eher für eine allgemeine Belustigung unseres Sports?
Quasi ein Jeder kennt’s, das Steckenpferd! Es ist ein sehr beliebtes Geschenk für kleine Kinder ab einem Alter von zwei bis drei Jahren, da es die Kreativität, die motorischen Fähigkeiten, ja sogar die Vorstellungskraft fördert. Doch was hat es mit dieser neuartigen Sportart, dem sogenannten Hobby Horsing, nun genau auf sich?
Seit einigen Jahren kommt nun das Reiten auf einem Steckenpferd hinzu und gewinnt immer mehr an Beliebtheit, besonders bei jungen Mädchen. Es handelt sich hierbei um eine Sportart bei welcher die Teilnehmer auf ihren Steckenpferden Aufgaben in Dressur oder Springen absolvieren müssen.
Der große Unterschied zum richtigen Reitsport besteht darin, dass der Ausführende sowohl den Oberkörper des Reiters, als auch die Beine des Pferdes in Einem gleichzeitig darstellt. Beim Hobby Horsing geht es um korrekte Bewegungsabläufe, Koordination, Sprungkraft und Ausdruck.
Der Ursprung des Hobby Horsing stammt aus Finnland, wo bereits zehntausende Menschen das Hobby Horsing ausüben. Neben zahlreichen regionalen Wettkämpfen und Hobby Horsing Turnieren gibt es in Finnland sogar eine alljährliche nationale Meisterschaft, auf der „Hobby Horse Reiter“ ihr Können unter Beweis stellen.
Da diese Sportart in Luxemburg bislang noch nicht sehr bekannt ist, gibt es bis jetzt noch keine offiziellen Hobby Horsing Vereine. Das „Steckenpferdreiten“ wird meist in kleinen Kreisen von pferdebegeisterten Liebhabern ausgeübt, die sich zu kleinen Hobbygemeinschaften zusammengeschlossen haben.
Hobby Horsing fördert gerade bei noch sehr jungen Kindern die Freude an der Bewegung und begeistert sie gleichzeitig für Pferde, unabhängig von ihren verschiedenen Lebensumständen.
Ein großer Vorteil ist, dass es Menschen aus sämtlichen sozialen Schichten und Gruppen zusammenführt, da es im Gegensatz zum Reitsport sehr viel kostengünstiger ist. Ein Steckenpferd kostet keinen Unterhalt, es braucht keine Box, muss nicht gefüttert oder gepflegt werden und der Anschaffungspreis ist auch eher kostenniedrig, da jede Form von Steckenpferd zugelassen ist.
Des Weiteren birgt das Hobby Horsing zudem nicht so viele Gefahren wie das Reiten eines Pferdes welches seinen eigenen Charakter hat.
Doch was hat das alles mit dem echten Reitsport zu tun?
Das Hobby Horsing ist als ernst zu nehmende Sportart anzusehen, welche einige Parallelen zum echten Reitsport aufweist, jedoch hat es mit dem echten „Reiten“ auf Pferden nichts zu tun. Die Kinder lernen zwar wie die Bahnfiguren sowie diverse Dressuraufgaben ausgeführt werden und wie die Begriffe einzelner Lektionen heißen, jedoch lernen die Kinder weder den richtigen Umgang mit einem Pferd, noch werden sie sich bewusst, was ein Pferd an Versorgung und Verpflegung braucht.
Hobby Horsing kann überall ausgeführt werden, es bedarf keiner Reithalle und keinem besonderen Reitboden.
Das Steckenpferd verlangt keinerlei Aufmerksamkeit und ist auch nicht böse oder wird krank, wenn es mal ein paar Wochen, gegebenenfalls auch Monate oder Jahre, keine Bewegung bekommt. Ein „Steckenpferd-Turnierreiter“ hat zudem kein Risiko, dass das Pferd kurz vor dem Turnier lahm wird oder das Pferd sich nicht verladen lässt.
Reitsport verbindet zwei Seelen miteinander, es ist eine Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd und dies beinhaltet nicht nur die guten Seiten. Man lernt im richtigen Reitsport auch mit Frustration umzugehen, wenn das Pferd zum Beispiel keinen guten Tag hat und dann nicht so mitmacht wie es sich der Reiter wünscht oder gar der Turniererfolg ausbleibt.
Hobby Horsing sollte seinen Platz definitiv in der Sportwelt bekommen, jedoch als eigene Sportart und vielleicht nicht gerade dem Reitsport angegliedert werden. Es sind trotz Parallelen zwei komplett unterschiedliche Sportarten. Es erinnert eher an eine Art Gymnastik.
Tania Wirth-Lahr
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